Baujahr: 1900 | Bauherr: Lucke & Hanoldt | Architekt: unbekannt
Treppenhaus
Ansicht der Eugen-Fritsch-Straße 32 auf einem Briefkopf der Firma Lucke & Hanoldt von 1910
Die Blumenstraße 32, heute Eugen-Fritsch-Straße, wurde zeitgleich mit dem Nachbarhaus um 1900 errichtet. Da zu diesem Gebäude recht wenig bekannt ist und die historischen Unterlagen aus dem
Bauaktenarchiv nicht mehr vorhanden sind, lassen sich leider nur Vermutungen über die Erbauung und Nutzung anstellen. Höchstwahrscheinlich wurde der für Plauen typische Fabrikbau vom selben
Architekten und Baumeister ausgeführt wie das Nebengebäude Nummer 30. Rein optisch, aber auch innen, lassen sich Parallelen feststellen. Die Geschäfte der Firma Lucke & Hanoldt liefen, wie in
allen Plauener Textilbetrieben bis zum Jahr 1912, hervorragend und waren von Wachstum geprägt. Die Firma besaß an der Annenstraße 43 und der Mammenstraße 6 weitere Immobilien. Nach dem 1.
Weltkrieg konzentrierte sich das Unternehmen an der Karolastraße 53 und verließ die bisherigen Standorte. Die Eugen-Fritsch-Straße 32 wurde unterdessen an andere Firmen weiter vermietet. 1926
wurde Fritz Reinhard Müller mit seiner Firma Etamine Weberei Gebrüder Müller neuer Eigentümer der Immobilie. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Firma in die neu gegründete Vereinigung Volkseigener
Betriebe (VVB) Vogtland-Konfektion integriert, die ab 1953 im VEB Damenkonfektion Plauen (DAKO) aufging. Die DAKO Plauen richtete dort ihre Berufsfachschule ein, in der sie bis zur Wende 1989
ihre Lehrlinge ausbildete. In den frühen 1990er Jahren wurde das Gebäude leergezogen und dem Verfall preisgegeben. Bemerkenswert ist die aus der Erbauerzeit im Giebeldreieck auf einer Konsole
stehende Merkurfigur, die im Rahmen einer Notsicherung im Jahr 2007 vom städtischen Bauhof geborgen und eingelagert wurde. 2015 erfolgte die grundlegende Sanierung. Das ehemalige
Fabrikgebäude erhielt dadurch hochwertig ausgestattete Wohnungen, die über einen Aufzug erreichbar sind. Die Fassade wurde behutsam durch Balkone erweitert und die eingelagerte Merkurplastik
konnte an ihren Ursprungsort zurückkehren.