Baujahr: 1910 | Bauherr: Baumeister Wilhelm Aurich | Architekt: Baumeister Wilhelm Aurich
Die Ziegel- und Karlstraße um 1930
Die Ziegelstraße 37 vor der Sanierung
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann der Baumeister Wilhelm Aurich mit der Planung für die Bebauung des Kreuzungsbereiches Ziegelstraße und Karlstraße. Das Gebäudeensemble bestand aus
ursprünglich sechs Mietshäusern. Die Karlstraße 60 wurde während des 2. Weltkrieges zerstört und infolgedessen abgerissen. Die ansprechend gestalteten Baukörper sind geprägt von
Jugendstilelementen. Dominant ist die an den Fassaden vorherrschende Putznutung, die konsequent vom Kellergeschoss bis zum Dachgeschoss durchgezogen wurde. Die Ziegelstraße 37 hat mit ihren zwei
Schauseiten und der üppig gestalteten Turmlandschaft den Charakter eines „Platzhirsches”. Weitere Gestaltungselemente sind das Blumenwerk unter dem Kranzgesims und das Bandelwerk in den
Zwerchhausgiebeln. Die Umrahmungen der Fenster, zumindest im Eckturmbereich, deuten ebenfalls auf
Jugendstil hin. Mit Abnahme des schlüsselfertigen Gebäudes wurde der Zeichner Gustav Sachs Eigentümer des Wohn- und Geschäftshauses. Während das Souterrain und Parterre von den Firmen Krower
& Tynber, Spitzen- und Stickereien-Einkaufsgeschäft, und Rudolf Petzoldt, Kommissionsgeschäft, in Beschlag genommen wurden, bezogen der Landgerichtsdirektor Haupt und der Fabrikant David
Mayer die oberen Etagen. David Mayer war seinerzeit Direktor der großen Gardinenfabrik B. & D. Mayer in der Hegelstraße 64. 1936 erwarb der Kaufmann Walter Müller die Immobilie und richtete
als Teilhaber eine Textilgroßhandlung und Exporthandelsvertretung der Fa. August Ganßer ein. Nach dem Tod Walter Müllers führte der Sohn Joachim Müller die Geschäfte bis 1993 weiter. Dabei wurde
der Handel von Handwebartikeln zu einem der Standbeine. Die Ehefrau von Joachim Müller, Ruth Müller-Landauer, eröffnete 1990 im Erdgeschoss die Jugend- und Kindertanzgruppe Vergissmeinnicht e.V.
Die Fassaden wurden von 2009 bis 2011 saniert und in den Originalzustand versetzt.