Baujahr: 1912 | Bauherr: Franz Louis Schott, Maurermeister | Entwurf: Franz Louis Schott, Maurermeister
Großzügig und einladend: Das Treppenhaus
Originaler Terrazzoboden im Treppenhaus
Die Fassade vor der Sanierung
Das ehemalige Wohn- und Geschäftshaus Alfred-Schlagk-Straße 10, zu DDR-Zeiten Wilhelm-Pieck-Straße und ursprünglich Sedanstraße, liegt an einer der Hauptachsen zum Sternplatz. Dieser Platz
sollte, so der damalige Plan, als Mittelpunkt für das aus allen Richtungen kommende Straßennetz dienen. Aufgrund der ab dem Jahr 1913 einsetzenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Plauener
Textilindustrie, mussten diese Pläne auf Eis und später ganz fallen gelassen werden. Noch heute ist mit dem in der Mitte liegenden Grünstreifen und der Anordnung der Gebäudefluchten erkennbar, in
welchem Ausmaß sich Plauen ausdehnen wollte. Bei der Errichtung des Gebäudes Nummer 10 wurde von Anfang an eine Stickerei für den Hinterhof geplant. Um diese zu erreichen, musste das Vorderhaus
mit einem heute noch sichtbaren Durchgang für das Stickpersonal angedacht werden. Dieser Tatsache entsprechend verfügt das Gebäude über ein Hochparterre, dass über eine innenliegende
Hausplatztreppe zu erreichen ist. Die von Carl Vödisch betriebene und mit
9 Maschinen ausgerüstete Stickerei wurde damals über das Haupthaus versorgt. Die Plauener Firma Kampf & Co. lieferte bspw. eine Niederdruckdampfheizung, die das Vorderhaus und die Stickerei
mit Wärme versorgten. Während im Hintergebäude bis zum ersten Weltkrieg gestickt wurde, bewohnten Kaufleute und Gymnasiallehrer das Vorderhaus. Anfang der 1920er Jahre übernahm der renommierte
Plauener Spitzenfabrikant Wilhelm Weindler die Produktionsräume des Hinterhauses und betrieb dort bis 1929 eine Außenstelle. Nach einiger Zeit des Leerstandes zog, zum Leidwesen der
Vorderhausbewohner, die aus Pausa stammende Weberei Wilhelm Achilles mit 11 Webstühlen ein. Im Gegensatz zu Stickmaschinen, bei denen der Lärmpegel erträglich war, ratterten jetzt im
Zweischichtbetrieb Webstühle. Eine aktenkundige Lärmbelästigungsanzeige findet sich in den städtischen Bauakten. Den 2. Weltkrieg überstand das Gebäude weitgehend unbeschadet und gelangte Mitte
der 1950er Jahre in die Verwaltung des VEB Gebäudewirtschaft. Der Sticksaal, der mittlerweile unbenutzt war, sollte zu damals dringend benötigtem Wohnraum umgestaltet werden. Die Genehmigung dazu
blieb jedoch aus, da „das Wohnen in Hinterhöfen in geschlossenen Wohnblöcken für unsere Werktätigen nicht zumutbar sei”. Vier PKW-Garagen genehmigte man jedoch. 1961 kam auf die Hausbewohner das
nächste Problem zu. Im Rahmen des Projektes „1000 kleine Dinge” sollte eine Wäscherei im Gebäude Einzug finden. Hier legte der im Haus wohnende Hochbauingenieur Clodwig Kirrbach erfolgreich
Widerspruch ein und zeigte mit Erfolg die Nachteile eines solchen Vorhabens auf. Zur Ausführung kam es dann nicht. Das Wäschereivorhaben war an der Wildstraße 7 untergekommen. Nach der Wende
zogen die Mieter nach und nach aus. Das Gebäude drohte zu verfallen. Im Jahr 2016 begann durch die Frank Müller GmbH die Generalsanierung, bei der hochwertiger Wohnraum entstand. Das
Hintergebäude wurde im Zuge dessen abgerissen.