Baujahr: 1902 | Bauherr: Franz Louis Schott | Entwurf: Franz Louis Schott
Bauzeichnung, 1902
Betonwerksteinelement mit floralem Motiv
Das Gebäude vor der Sanierung
Der aus weißgebranntem Tonziegel hergestellte Klinkerbau, ist der Abschluss einer aus vier Gebäuden bestehenden Häuserzeile, die sich in Ihrer Art und Form gleichen. 1901 reichte Baumeister Franz Louis Schott die Pläne für das Gebäudequartett beim städtischen Bauamt ein. Der Bauerlaubnisschein für die Liebknechtstraße 58 (ursprünglich Kasernenzugangsstraße, ab 1902 König-Georg-Straße und seit Nov. 1945 Liebknechtstraße) wurde am 29. Oktober 1902 ausgestellt. Die Planungen sahen hierbei ein Wohnhaus mit integrierter Ladeneinheit vor. Für den Hinterhof war ein massives Wirtschaftsgebäude geplant, das jedoch nur als Holzremise ausgeführt werden durfte. Nach Fertigstellung des Mietshauses verkaufte Schott das Gebäude an den Esswarenhändler Bernhard Damisch, der im Erdgeschoss seinen Laden eröffnete. Die Wohnungen wurden beispielsweise an den Zeichner Hagenauer, den Handelsmann Fickenwirt oder den Vizefeldwebel Zieger vermietet. Die Esswarenhandlung geriet in den Folgejahren in wirtschaftliche Schwierigkeiten, woraufhin sich Damisch beruflich umorientieren musste. Das Adressbuch von 1909 verzeichnete ihn nun als Maurer. Vermutlich verkaufte er das Haus an den Baumeister zurück, da Schott 1912 wieder als Besitzer geführt wird. Kurze Zeit später ist Damisch abermals als Immobilienbesitzer eingetragen. Diesmal als Zigarren- und Weinhändler. Bis Anfang der 1920er Jahre blieben die Besitzverhältnisse konstant, wobei ab 1914 nur noch die Witwe Damisch geführt wird. Im Jahr 1922 wird der Maschinist Emil Schmidt neuer Eigentümer, der das Ladenlokal jedoch geschlossen hielt. Ab den 1930er Jahren befand sich zunächst die Schuhmacherei von dem aus Oberneundorf stammenden Willi Kraus in der Ladeneinheit. Später übernahm Herbert Schulze das Geschäft und führte es bis 1945 weiter. Zu DDR-Zeiten finden keine nennenswerten Veränderungen an der Bausubstanz statt. Anfang der 1990er Jahre zogen die letzten Mieter aus und 1998 gab es seitens einer Fürther Gesellschaft für Grundbesitz Bemühungen, das Gebäude zu sanieren. 2016 kaufte die Frank Müller GmbH das unsanierte Gebäude.
Durch eine aufwändige Generalinstandsetzung konnte attraktiver Wohnraum entstehen und die Gebäudezeile somit als Ganzes erhalten werden. Gestalterisch ist das Erscheinungsbild der Fassaden dem Historismus mit Einflüssen des Jugendstils zuzuordnen. Neben den weißen Klinkern zeigen sich Betonwerksteinelemente mit floralen Motiven. Der sich über dem Eingang erhebende Risalit (hervorspringender Gebäudeteil) endet im Dachraum zwerchhausartig (eingeschossiger Aufbau eines geneigten Daches) mit einem gekuppelten Fenster (gleichartig, nebeneinanderliegende Bauteile). Die linke Straßenseite ist geprägt von einem Drillingsfenster mit gemeinsamer, spitzbogig gestalteter Fensterbrüstung und abgetreppter Giebelverdachung.