Stöckigter Straße 71



Bonhoeffer Straße 148, Plauen, Eingangsbereich

Baujahr: 1903  |  Bauherr: Richard Leheis  |  Entwurf: Richard Leheis

Bonhoefferstr. 148 vor der Sanierung

Treppenaufgang in der Mansardwohnung

Bonhoefferstr. 148, Originalfliesen im Treppenhaus

Friseurgeschäft von Gerhard Hohmuth, 1938

Bonhoefferstr. 148, Fassadenansicht

Das Gebäude vor der Sanierung



Die Stöckigter Straße 71 reiht sich in den 1902–1904 entstandenen gleichartig gestalteten Straßenzug von Baumeister Richard Leheis ein. Das Gebäudeensemble zeigt historisierende Fassaden und war Teil der Stadterweiterungsarchitektur während der in Plauen herrschenden großen Wohnungsknappheit zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Fassaden wurden in Klinkerputzbauweise in roter Farbgebung ausgeführt. Die Obergeschosse verfügen über Dreierfenster, wobei die obere Reihe mit Thermenfenstern ausgestattet wurde. Thermenfenster sind im Sturzbereich halbkreisförmig ausgebildet, dienen hauptsächlich der besseren Gebäudebeleuchtung und wurden erstmals in römischen Thermalbädern eingesetzt. Ab dem 1. Oberschoss beginnt auf Kragsteinen ein flacher Rechteckerker, der im Dachbereich mit einem Satteldachfachwerkgiebel abschließt. Den Blickfang stellt das Sonnenmotiv im Putzstuckfeld dar. Links davon wurde der Dachausbau als viertes Obergeschoss gestaltet, bekrönt von einer Mischung aus Treppengiebel und Spitzbogen. Als Farbkontrast runden grünglasierte Biberschwanzziegel das Erscheinungsbild ab. Nach Fertigstellung des Hauses bezog Richard Reichmann mit seiner Esswarenhandlung die Ladeneinheit. Die Wohneinheiten waren überwiegend den Arbeitern der Stadt vorbehalten, die Berufe wie Dienstmann, Weber, Sticker, Aufläder, Mauerer oder Handarbeiter innehatten. 1905 verkaufte Leheis das Gebäude an seinen Mieter Reichmann, der sein Geschäft zunächst wieder aufgab und den Ladenzugang fassadenseitig verschloss. 1910 eröffnete Reichmann sein Geschäft erneut als Materialwaren- und Heizmittelhändler unter Wiederherstellung der Ladeneingangszone. Eine Heringsräucherei, die Anfang der 1920er Jahre in Betrieb genommen wurde, stieß bei den Bewohnern aufgrund der Rauchbelästigung auf Unverständnis. Reichmann hatte die Räucherkammer an den Hauptschornstein, der beim Räuchervorgang Qualm in die Wohnzimmer drückte, angeschlossen. Eine Beschwerde der Hausbewohner beim Bauamt wurde als unbegründet abgelehnt. Reichmann bekam lediglich die Auflage, vor Beginn der Räucherung ein so genanntes Lockfeuer in den Schornstein einzubringen. Bei zeitweise witterungsbedingtem fehlendem Schornsteinzug sollte dadurch der Zugeffekt verbessert werden. 1931 verstirbt Reichmann. Seine Frau Wilhelmine führte das Geschäft zunächst weiter, verkaufte aber später das Haus an den Friseur Herbert Lonitz. Dieser eröffnete im Erdgeschoss einen Salon. 1938 bot sich für den Friseur Gerhard Hohmuth die Möglichkeit, das Geschäft zu übernehmen und einen eigenen Salon einzurichten. Die Esswarenhandlung bestand unterdessen bis 1945. Die Geschäfte liefen gut und 1959 konnte Hohmuth das gesamte Haus kaufen. Zu DDR-Zeiten übertrug Hohmuth die Leitung des Salons seiner Tochter Susanne Scholz. Während dieser Zeit entstanden moderne Räumlichkeiten, in denen erstklassige Dienstleistungen des Friseurhandwerks angeboten werden konnten. Bis zum Verkauf des Hauses im Jahr 2017 war der Salon dort ansässig. Im selben Jahr erwarb die Frank Müller GmbH das Gebäude und begann 2018 mit der Generalsanierung. Es entstanden  moderne Wohneinheiten, wobei das erste und zweite Obergeschoss als Mansardwohnungen hergestellt wurden.